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Im Sog von Herties Untergang leidet die Nachbarschaft mit. Zutreffend schildert der Artikel in der WAZ-Ausgabe Rhein-Ruhr vom 15.07.2009 die Misere um das Gladbecker Hertie-Kaufhaus.
Auch hier in Lünen plagen die Händler Existenzängste. Verständlich, die Finanz- und Wirtschaftskrise macht auch vor unserer Stadt nicht halt. Die Schließung von Hertie ist da nur ein Übel. Der Anstieg von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit lässt die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger sinken. Es ist zu befürchten, dass die schlimmsten Auswirkungen der Krise die Menschen erst nach dem Wahlmarathon erreichen werden, trotz oder gerade wegen der beschlossenen Konjunkturpakete und Steuergeschenke.
Die große Koalition von SPD und CDU in Lünen macht einstweilen auf „Schönwetter" - es ist ja schließlich auch Kommunalwahlkampf. Die Mehrheitsfraktionen beschlossen mal eben schnell noch einen Citymanager. Da ist es unerheblich, dass weder Geld noch ein schlüssiges Konzept vorliegt. Dieser Citymanager soll sich derweil mit dem Karnevalsumzug in Lünen-Süd und dessen Ausbau zum größten Narrenevent in der ganzen Region beschäftigen (Zitat: Wirtschaftförderer Sponholz).
Überhaupt macht sich unserer Wirtschaftsförderer sogar mal Gedanken zum Einzelhandelsstandort Lünen, nur leider die Falschen. „Vielleicht ist es sinnvoll, den verkehrsberuhigten Bereich Bäckerstraße aufzulösen. Dann könnte man Parkplätze installieren, so dass die Kunden direkt an die Geschäfte heranfahren können." So seine Äußerungen unlängst in der Presse. Man muss nicht einmal in andere Städte gucken um zu wissen, dass gerade attraktive Fußgängerbereiche zur Bereicherung der Innenstadt beitragen und für mehr Lebensqualität sorgen. Ein Beispiel, dass gerade Urlauber in Palma auf Mallorca erleben können: Jedes Stadtviertel hat hier eine eigene Platzsituation mit Aufenthaltsqualität.
Die Geschäfte in den Stadtvierteln leben nicht nur vom Tourismus sondern von ihrer Stammkundschaft in den Quartieren. Anstatt immer ein neues Highlight - wie zum Beispiel die sinnlose Treppenkaskade am Lippeufer - in die Stadt zu klotzen, sollte über eine Gestaltung der Bäckerstraße in Form eines Altstadtquartiers nachgedacht werden. Die Bäckerstraße braucht keinen Autoverkehr und keine Parkplätze. Ein paar Pralinen, ein Baguette, ein Reiseticket oder ein Sommerkleid muss ich nicht mit dem PKW von der Ladentheke abtransportieren.
Gemeinsam mit den Geschäftsinhabern muss ein Konzept für die Innenstadt gefunden werden. Unsere derzeitige Stadtentwicklungspolitik lässt einen die Haare zu Berge stehen:
Erika Roß
Fraktionssprecherin Bündnis 90/Die Grünen
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