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Pressespiegel: Ruhrnachrichten
LÜNEN. "Ich will wissen, was in unserer Luft ist. Ich vermisse das Messen."
Eine Bürgerin brachte am Freitag bei der Informationsveranstaltung der Grünen zum geplanten Kohlekraftwerk am Stumm-Hafen auf den Punkt, was vermutlich viele Bürger bewegt. Wie belastet ist unsere Luft? Welche zusätzlichen Belastungen bringt das neue Kraftwerk? Und gefährdet die Summe daraus unsere Gesundheit?
Endgültige Klarheit konnte die Bürgerinformation nicht liefern und damit auch nicht die Frage nach Fluch oder Segen des Kraftwerks beantworten - zumindest nicht für diejenigen, die unsicher sind und sich noch keine feste Meinung zum Kraftwerk gebildet haben.
Öffentliche Auslegung
Die Vorbelastungen werden neben anderen Faktoren gemessen und die Ergebnisse werden bei der im Verfahren vorgeschriebenen öffentlichen Auslegung im April/Mai diesen Jahres allen Bürgern zugänglich sein. Dies kündigten Dr. Achim Grunenberg (Stadtwerke Lünen) und Manfred Ungethüm (Trianel) an. "Schauen Sie sich die Ergebnisse kritisch an. Die Vorbelastung hier ist hoch", sagte BUND-Experte Ingo Gödeke. Er wies darauf hin, dass beim Erörterungstermin im August diesen Jahres die Einwändungen der Bürger diskutiert werden.
Vorbelastungen gebe es, erklärte Dr. Christian Weiler von der Deutschen Projekt Union (DPU) Köln, die diese Messungen vornimmt. So sei der Bereich um die Norddeutsche Affinerie (Hüttenwerke Kaiser) ein kritischer Bereich. Hier seien im Staubniederschlag Cadmium, Arsen, Nickel und Blei gemessen worden. Auch Messungen im Zusammenhang mit dem Biomassekraftwerk hätten in Alstedde die gleichen durchschnittlichen Werte ergeben wie an einem Messpunkt in Selm.
Die Frage, warum es nicht nur in Alstedde manchmal - vor allem an den Wochenenden - ziemlich stinke, konnte Dr. Weiler nicht beantworten.
Messergebnisse, die einen Zusammenhang zwischen der Luftbelastung und der beobachteten Zunahme von Atemwegserkrankungen eindeutig belegen, konnte Kinderarzt Dr. Karl Kluge zwar nicht anbieten. Er wies aber noch mal deutlich auf die Beobachtungen in seiner Praxis und auf medizinische Fachliteratur hin, die aus seiner Sicht einen solchen Zusammenhang belege. hi
Westfälische Rundschau, 19. 02. 2007
Fakten
Alte Kritik an neuem Kraftwerk bleibt
Grüne veranstalteten erste Podiumsdiskussion zum geplanten Trianel-Projekt im Stummhafen
Katja Sponholz
Lünen. Die Trianel-Gruppe wird auf den ursprünglich geplanten zweiten Kraftwerks-Block in Lünen verzichten und diesen lieber in Üerdingen bauen. Ab April sollen alle Antragsunterlagen und Gutachten für das 750-MW-Kraftwerk im Stummhafen öffentlich ausgelegt werden. Diese neuen Informationen brachte Trianel-Projektleiter Manfred Ungethüm zur Podiumsdiskussion der Grünen mit.
"Ein neues Kohlekraftwerk in Lünen: Fluch oder Segen?" lautete am Freitagabend die Überschrift der Veranstaltung in der vollbesetzten Musikschule. Doch nach der dreistündigen Diskussion mit fünf Podiumsgästen - suverän moderiert von Pfarrer Ulrich Klink - blieben die meisten Teilnehmer bei der Meinung, die sie wohl schon vorher hatten: ein neues Kohlekraftwerk ist für sie nicht nur "energiepolitischer Unsinn", sondern wird - aufgrund der bereits bestehenden Industrieanlagen in der Stadt - aus ökologischen und gesundheitlichen Gründen abgelehnt.
Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Achim Grunenberg bemühte sich (vergebens), die Gegner von den Vorteilen zu überzeugen: Dass ein neues Kohlekraftwerk ein altes ersetzt und damit den CO2- und Schadstoffausstoß um 35 Prozent senkt, und dass es den Lüner Stadtwerken ermöglicht, eigenständig zu bleiben und unabhäginger von dem Handel der vier großen Energieversorgungsunternehmen. An der grundsätzlichen Kritik konnte das auch nichts ändern, dass Ungethüm manche Vermutungen entkräften konnte. Anders als in Datteln sollen in Lünen nämlich zu 100 Prozent Kohle (und nicht der Stoff Cronocarb) eingesetzt werden. Staubbelästigungen können vermieden werden, weil die Kohle in geschlossenen Silos gelagert wird, und der befürchtete Lkw-Verkehr bleibt aus, weil 100 Prozent der Kohleanlieferung über den Kanal erfolgt. Zudem werden 75 Prozent der Asche ebenfalls über das Wasser abtransportiert - nur der Rest von 25 Prozent über Kesselwaggons oder Lkw.
Eher teilten die Zuhörer da die Meinung von Thomas Matthée vom Arbeitskreis für Umwelt und Heimat: "Jedes Kohlekraftwerk stellt eine energiepolitische Weiche - ich meine in die falsche Richtung. Eine bundesweite Abkehr von der bisherigen Energiepolitik ist dringend geboten. BUND-Vertreter Ingo Gödecke warf der Trianel-Gruppe "handwerkliche Mängel" beim Antrag vor und forderte die Bürger auf, die Unterlagen "kritisch durchzusehen und Einwendungen zu machen". Und Kinderarzt und Allergologe Dr. Karl Kluge, der die Luft-Schadstoffe von Lünens Industrie dafür verantwortlich macht, dass der Anteil an Atemwegs-Erkrankungen bei seinen Patienten erheblich gestiegen ist, appellierte: "Nehmen Sie diese Zeichen und Warnungen ernst, es reicht nicht, sich nach bestehenden Gesetzen zu richten." Kritik musste er sich dabei allerdings von Dr. Norbert Katte, Nervenarzt, Gesundheitswissenschaftler und FDP-Vorsitzender, gefallen lassen: "Andere Lüner Kinderärzte haben diese Steigerung offenbar nicht gesehen Es ist ganz wichtig, dass gemessen wird und nicht nur Vermutungen in den Raum gestellt werden." Er jedenfalls sehe die Gefahr, "dass hier etwas aufgebauscht wird und es dadurch noch mehr Angstpatienten geben wird." Die Aussage Kluges, seine Diagnosen und Anamnesen passten mit dem zusammen, was er in Lünen vorfinde, reichten Katte dabei nicht aus: "Früher hat man auch gesagt, Spinat ist gesund, und das ist falsch. Ärzte sagen häufig auch Sachen, die einer wissenschaftlichen Überprüfung bedürfen."
"Kritische" Werte bei Schwermetallen
Wie die Luftsituation Lünens tatsächlich ist, werden auch die Gutachten zeigen, die Trianel mit seinem Genehmigungsantrag einreichen und im April offenlegen wird. Erste Zwischenergebnisse haben ergeben, so Dr. Christian Weiler von der Deutschen Projekt Union, dass bei Dioxinen und Furanen "nichts Auffälliges" zu erkennen sei. Allerdings seien "an gewissen Punkten in der Stadt" die Werte von Cadmium, Arsen, Nickel und Blei "kritisch". Untersucht würden Messpunkte in einem Raster von 18 mal 18 Kilometern - auch die Vorbelastungen würden in dem Genehmigungsverfahren berücksichtigt. Ein Immissionsmaximum sei an der Stadtgrenze zu Cappenberg zu erwarten, in der Innenstadt 30 Prozent weniger.
Als "erschreckend" bezeichnete Oliver Danne, dass es an diesem Abend "kein Statement zur nachhaltigen Stadtentwicklung" gegeben habe. Die Folien der Trianel (ohne regenerative Energien) seien "genauso antiquiert wie die Politik in Lünen". Der Baudezernent Jürgen Evert betonte daraufhin, dass man bei dem neuen Kraftwerk noch am Anfang eines Prozesses stehe: "Es muss nachgewiesen werden, dass es ohne Gesundheitsgefahren geht und ohne Beschädigung des Wohnstandorts." Dabei gehe es darum, abzuwägen: "Sauber, fair, rational, ohne Ängste zu schüren, aber auch, ohne etwas wegzuwischen." Evert: "Das verstehe ich auch als Prozess einer nachhaltigen Stadtentwicklung."
Fakten
750 Jobs für den Bau
27 Regionalversorgungsunternehmen und Stadtwerke haben Trianel mit der Entwicklung des neuen Kohle-Kraftwerks beauftragt. Ziel ist es, den wirtschaftlichen Betrieb bis 2012 zu starten. Baubeginn soll im Herbst 2008 sein.
Für die vierjährige Bauphase werden 750 Arbeitsplätze pro Jahr geschaffen. Davon werden rund 350 "regionalwirksam", sagte Projektleiter Manfred Ungethüm. In der Betriebsphase werden dann 70 neue Arbeitsplätze direkt am Kraftwerk und rund 90 indirekt in der Region (für Dienstleistungen, Instandhaltung, Wartung etc. entstehen).
Ausschlaggebend für den Standort Lünen war die Nähe zum Kanal und die Tatsache, dass hier bereits Baurecht bestehe (laut Bebauungsplan aus dem Jahr 1982).
Die Netto-Leistung des neuen Kraftwerks beträgt 750 MW, es werden 6 Mrd. Kilowattstunden Strom erzeugt. Jährlich sind bis zu 8 000 Betriebsstunden möglich. Der Wirkungsgrad beträgt 45,6 Prozent.
Ein Maschinenhaus wird etwa 110 Meter hoch werden, der Kühlturm 148 Meter.
Eingeplant wird auch eine Reservefläche für eine CO2-Abscheidungsanlage. Sie könnte installiert werden, sobald die Technik zur Verügung stehe. (tja)
Kategorie
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