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Wenn die Kartoffelpreise zu hoch sind, kaufe ich eben einen Bauernhof
Nach diesem Motto sollen die Lüner Stadtwerke gemeinsam mit weiteren Partnern ein internationales Erdgasförderunternehmen im Nordseeraum erwerben. Jeder Bauer weiß, dass er die Kartoffelpreise auch nicht im Alleingang macht. Wetterbedingungen, Düngemittelpreise und vor allem das globale Marktgeschehen haben Einfluss auf die Frage, ob der Bauer am Ende des Tages überhaupt etwas verdient hat. Nun kann man getrost unterstellen, dass der Kartoffelanbau am Stadtrand eine überschaubare wirtschaftliche Aktivität ist, im Vergleich zur Erdgasförderung in den Tiefen der Nordsee.
Technische Probleme, Ergiebigkeit bzw. Qualität von Erdgasfeldern, Währungsrisiken und Spekulationen sind Aspekte, die im Vorfeld nicht wirklich einzuschätzen sind. Nun begegnet der Lüner Stadtwerkechef derartigen Bedenken mit Hinweisen auf internationale Ratingagenturen, die das Geschäft der Unternehmensbewertung beherrschen und verspricht gleich eine Rendite im zweistelligen Bereich. Zu solchen Versprechungen würden sich selbst hart gesottene Bankberater derzeit nicht hinreißen lassen.
Glaubwürdigkeit gewinnt man auch nicht, wenn man jahrelang behauptet, man könne anstatt eines Kohlekraftwerks kein umweltschonendes Gaskraftwerk bauen, weil man nicht an Erdgas herankomme und nun soll es auf einmal ganz kinderleicht sein, ein Gasfeld zu kaufen.
Den Antrag der Grünen, die Debatte über derartige wirtschaftliche Abenteuer unserer Stadtwerke öffentlich zu führen, so wie in anderen beteiligten Städten auch, lehnten SPD und CDU im Rat ab. Transparenz wäre jedoch die Voraussetzung, das Vertrauen in die handelnden Personen zu stärken. Ebenso war es der Mehrheit egal, dass die Marktanalyse, die als Entscheidungsgrundlage über Risiken und Chancen diente, bereits über ein halbes Jahr alt war, und in wesentlichen Punkten nicht mehr den aktuellen Stand wiedergab. Die Grünen haben eine Überprüfung der Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens eingeleitet.
Lüner Erdgasförderung im Nordseegraben widerspricht den Grünen Vorstellungen von einem kommunalen Versorgungsunternehmen. Alternativ könnten die 2,1 Mio. Euro den Grundstock für einen „Bürgerfond Erneuerbare Energie Made in Lünen" bilden. Zusammen mit Einlagen in derselben Höhe aus der Bürgerschaft und einer Finanzierung durch die Lüner Sparkasse könnte man in der Wirtschaftskrise ein lokales Investitionsprogramm in zweistelliger Millionenhöhe auf die Beine stellen. Selbst eine kleinere Rendite wäre möglich. Das entlastet die Umwelt, stärkt die lokale Wirtschaft und fördert den Zusammenhalt in unserer Stadt. „Green New Deal", einmal ganz praktisch!
Eckhard Kneisel
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